Ludwigsburg. Gewalt gegen Frauen nimmt in Deutschland zu. Das zeigen Zahlen des Bundeskriminalamtes. 2023, neuere Zahlen gibt es aktuell noch nicht, gab es fast doppelt so viele frauenfeindliche Gewaltdelikte als im Vorjahr.
Zugleich zeigen Studien der Vereinten Nationen, dass sich geschlechtsspezifische Gewalt in Konfliktsituationen auf erschreckende Weise entwickeln. Demnach gab es im vergangenen Jahr eine Steigerung von 50 Prozent bei sexuellem Missbrauch gegenüber dem Vorjahr. Bei 95 Prozent der belegten Fälle handelt es sich um Mädchen und Frauen. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein, hieß es.
Gedenktag am 10. März
Ludwigsburg möchte bei diesem Thema nun ein Zeichen setzen und führt einen Gedenktag für gewaltbetroffene Frauen ein. Er soll jedes Jahr am 10. März begangen werden. Ludwigsburg ist damit bundesweit die erste Kommune, die einen Gedenktag für Mädchen und Frauen, die Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt waren, sind und werden, ausruft.

„Wir in Ludwigsburg nehmen Verantwortung sehr ernst. Mit unserem Impuls schaffen wir Bewusstsein und setzen so den Kernauftrag der Istanbul-Konvention um: die Vorbeugung“, sagte Oberbürgermeister Matthias Knecht im Rahmen der Feierlichkeiten zum Internationalen Frauentag am Samstag in Ludwigsburg.
Schweigeminute auf dem Marktplatz
Von Trauerbeflaggung flankiert, wird es am Montag, 10. März, um 11 Uhr erstmals eine Schweigeminute geben, die OB Knecht auf dem Marktplatz abhält. Parallel dazu läuten die Betglocken vieler Ludwigsburger Kirchen.
Die Initiative der Stadt Ludwigsburg wird unterstützt vom Weißen Ring, Deutschlands größter Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität und Gewalt. Bundesgeschäftsführerin Bianca Biwer begrüßt das innovative Signal: „Dass jedes Jahr hunderte Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts sterben müssen, ist ein katastrophaler Missstand. Umso wichtiger ist es, dass dieser sichtbar gemacht wird.“
Datum bewusst gewählt
Die Wahl des Datums 10. März für diesen Gedenktag ist bewusst erfolgt, um die Nähe zum 11. März herzustellen, dem Nationalen Tag zum Gedenken an die Opfer terroristischer Gewalttaten und Anschläge.
Ende 2023 wertete ein Gericht in Kanada den Frauenmord eines zum Tatzeitpunkt 17-Jährigen als terroristischen Akt und verhängte eine lebenslange Haftstrafe. Der richterlichen Begründung zufolge habe der Täter die Botschaft senden wollen, dass er Frauen hasse.
Das sagt die Gleichstellungsbeauftragte
„Um die grassierende, geschlechtsspezifische Gewalt gegen Mädchen und Frauen ursächlich in den Griff zu bekommen, ist das gemeinschaftliche und öffentliche Ächten von Gewalttaten und Gewalttätern ein sehr wichtiger Schritt. Ludwigsburg setzt mit der Einführung dieses Gedenktages ein unübersehbares Stopp-Zeichen“, unterstreicht Kristina Wolff, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt.
Ludwigsburg ist nun die erste Stadt in Deutschland, die einen solchen Gedenktag ausruft, möchte aber nicht die einzige bleiben. „Ich lade alle Städte, Gemeinden, Kommunen, Landkreise und Länder ein nachzuziehen, um den Lebensraum für alle sicher zu machen“, so Oberbürgermeister Knecht. (red)


