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Ludwigsburg: Junge Ukrainer lernen für ihre Zukunft in Deutschland

19 junge Ukrainer lernen bei dem Intensivsprachkurs der Volkshochschule Deutsch. Im Hintergrund Martina Wörner von der Volkshochschule und Isabel Kurz (KSK).Fotos: Holm Wolschendorf
19 junge Ukrainer lernen bei dem Intensivsprachkurs der Volkshochschule Deutsch. Im Hintergrund Martina Wörner von der Volkshochschule und Isabel Kurz (KSK). Foto: Holm Wolschendorf
Deutschlehrerin Svetlana Iuavliova stammt ebenfalls aus der Ukraine.
Deutschlehrerin Svetlana Iuavliova stammt ebenfalls aus der Ukraine.
Die Schrecken des Krieges haben sie vertrieben, jetzt wollen sie sich ein Leben in Deutschland aufbauen. Wir haben junge Ukrainer bei einem Sprachkurs besucht.

Ludwigsburg. Die 22-jährige Lisa stammt aus Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine, die lange hart umkämpft war. Sie hat dort Verlagswesen studiert. Es ist noch nicht mal zwei Monate her, da entschieden Lisa, ihre Mutter und weitere Verwandte, die Stadt zu verlassen. Wie bei vielen anderen geschah das aus Angst vor den russischen Aggressoren. Die Großeltern blieben zurück, sie wollten nicht weg.

Jetzt lebt Lisa mit ihren Angehörigen in einer Wohnung in Kornwestheim. Sie will sich hier eine Zukunft aufbauen, liest bereits erste deutsche Bücher und sitzt regelmäßig im Zukunftsraum – so nennt die Kreissparkasse Ludwigsburg ihre Räume in der früheren Buchhandlung Aigner. Hier werden derzeit 19 junge Menschen aus der Ukraine in einem Intensivsprachkurs der Volkshochschule auf eine Zukunft in Deutschland vorbereitet.

Schreckliche Bilder im Fernsehen

Unsere Zeitung hat mit zwei Teilnehmern gesprochen. Lisa erzählt, dass sie die Fernsehbilder vom Krieg in der Ukraine nicht anschauen kann. „Das tut sehr weh und deprimiert mich zu sehr“, sagt sie. Im Lauf des Gesprächs beginnt Lisa zu weinen. Ihre ebenfalls aus der Ukraine stammende Deutschlehrerin Svetlana Iuavliova tröstet sie. Sie habe schon seit mehr als einem Monat nichts mehr von ihren Großeltern gehört“, erzählt Lisa unter Tränen.

Lesen Sie hier: Ludwigsburger Krauthof wird zur Unterkunft für Ukrainer

Der 21-jährige Vadim aus der Hauptstadt Kiew hat sich ganze alleine nach Deutschland durchgeschlagen. Seine Eltern sagten nur: „Geh in die Sicherheit“, und so ging er. Über das Internet fand er eine Familie in Ludwigsburg, die ihn aufgenommen hat, und dort fühlt er sich sehr wohl. Er ist dankbar für die Hilfe und hat über den Sport bereits viele Kontakte geknüpft. In Deutschland will er baldmöglichst sein in der Ukraine begonnenes Wirtschaftsstudium fortsetzen. „Der Deutschkurs macht mir viel Spaß“, sagt Vadim. Wie er und Lisa sind auch die anderen Teilnehmer hoch motiviert. „Wenn sie Fragen auf Deutsch stellen, dann klopft mein Herz“, erzählt ihre Lehrerin.

Vier Stunden vormittags an fünf Tagen in der Woche – und das zehn Monate lang – lernen die jungen Ukrainer zwischen 16 und 27 Jahren in diesem Kurs die deutsche Sprache. „Einfach gut“ lautet der Titel ihres Übungshefts, der für sich spricht. Sie lernen hier schnell, alltagsnah und intensiv. Das geschieht in lockerer Atmosphäre. Die hier vermittelte Sprachkompetenz befähigt sie, danach ein Berufspraktikum zu absolvieren oder ihr Studium fortzusetzen. Sie sind jedenfalls bereit dafür.

Kreissparkasse unterstützt die Volkshochschule

Wie kam es zu der Kooperation zwischen Volkshochschule und Kreissparkasse? „Die Kreissparkasse kam auf uns zu und fragte, wie sie Geflüchtete unterstützen können“, berichtet die VHS-Leiterin Martina Wörner. Da die Kosten für die Deutschkurse das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) übernimmt, sprach Wörner ein drängendes Problem der VHS an. Es fehlen geeignete Räumlichkeiten, um die hohe Nachfrage nach Deutschkursen stillen zu können.

Die Kreissparkasse erklärte sich bereit, den Zukunftsraum kostenlos zu überlassen. Außerdem übernimmt die KSK die Kosten für die Unterrichtsmaterialien. „Gute Sprachkenntnisse sind die Voraussetzung dafür, sich in der Gesellschaft zu integrieren, eine erfolgversprechende Bildungsbiografie zu gestalten und sich so eine Lebensperspektive erarbeiten zu können“, betont die KSK-Pressesprecherin Isabel Kurz.