Ludwigsburg. Mehrmals in der Woche, immer so um die Mittagszeit, fährt ein Zug durch die Ludwigsburger Weststadt. Er bringt Eisenwaren, zum Beispiel Stahlträger, vom Kornwestheimer Rangierbahnhof zur Firma Lotter. Was viele nicht wissen: Begleitet wird der Industriezug – neben Mitarbeitern der DB Cargo – auch von einem Mitarbeiter der Technischen Dienste Ludwigsburg (TDL). Dieser sorgt als Gleiswart für die Sicherheit der Strecke ab der Ortsgrenze von Ludwigsburg.
Gleise sind etwa zwei Kilometer lang
Etwa zwei Kilometer lang ist die Gleis-Strecke ab der Gemarkungsgrenze Kornwestheim/Ludwigsburg. Die Gleise führen durch die Siegesstraße, über die Gänsfußalle und die Grönerstraße auf das Firmengelände der Gebr. Lotter KG. Bis auf das letzte Teilstück über das Firmengelände gehören die Industriegleise der Stadt Ludwigsburg – deshalb wird der Zug auch von einem städtischen Mitarbeiter begleitet.
Nuri Dogru (59) ist dieser Gleiswart – und das mit Leib und Seele. Seit 35 Jahren arbeitet der gelernte Straßenwärter bei den Technischen Diensten, seit etwa 30 Jahren begleitet er den Industriezug. Mit Stolz und einem kleinen Leuchten in den Augen spricht er von seiner Tätigkeit: Er ist sich seiner Verantwortung für die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden bewusst.
„Menschliche Ampeln“ an den Kreuzungen
Elf Mal überquert der Zug auf der Strecke die Straße – aber nur an zwei Stellen existiert eine Ampel, die Nuri Dogru für die Autofahrenden dann auf Rot schaltet. An allen weiteren Stellen fungieren er und ein Mitarbeiter der DB Cargo quasi als „menschliche Ampel“: Mit einer entsprechenden Signal-Fahne ausgestattet werden die Kreuzungen von ihnen gesperrt.
Eine Arbeit, die auch etwas riskant werden kann. Ihm selbst ist noch nie etwas passiert, aber Unfälle mit Autos hat er schon ein paar Mal erlebt. „Die Autofahrer denken manchmal, sie können noch schnell vor dem Zug durchfahren. Aber der Zug kann nicht so schnell bremsen“, warnt Dogru.
Neben der Begleitung des Zuges hat der Straßenwärter noch weitere Aufgaben, um die Sicherheit zu gewährleisten. Regelmäßig kontrolliert er die Gleise, bei Bedarf werden sie von Sand und Split gereinigt und die Weichen geschmiert. Auch auf das Lichtraumprofil achtet Dogru: Wenn Hecken zu weit in die Strecke hineinwachsen, müssen diese zurückgeschnitten werden. Und manchmal passiert es, dass eine Schiene gebrochen ist. Dies meldet er an die DB Netz und hofft auf eine schnellstmögliche Reparatur – denn solange kann der Zug nicht fahren.
Jubel von Kindern
Bei der Frage, was das Schönste an seiner Arbeit ist, muss Nuri Dogru schmunzeln. „Die jubelnden Kinder vom Kindergarten St. Johann“, sagt er. Dieser liegt auf der Strecke und die Kinder freuen sich immer noch jedes Mal, wenn der Zug vorbeifährt. Was vom Lokführer dann auch mit einem entsprechenden Hupen beantwortet wird.
Übrigens gab es früher noch weitere Gleisanschlüsse – also weitere Firmen in der Weststadt, die per Industriebahn Waren erhielten. Seit 2016 wird nur noch die Firma Lotter regelmäßig bedient. (red)