Ludwigsburg. Mitte April präsentiert der Stadtbahn-Chef Michael Ilk eine aktuelle Kostenprognose für das erste Teilstück der Stadtbahn zwischen Markgröningen und Ludwigsburg. Damals ist von knapp 140 Millionen Euro die Rede. Der Bau der Strecke von Markgröningen bis zur Ludwigsburger Talallee soll 103 Millionen Euro kosten.
An der Talallee wird die Bahn das Gleisbett verlassen und über eine erst kürzlich geplante Route durch die Straßen der Weststadt zum Westausgang des Bahnhofs führen. Dieser zweite Streckenabschnitt wird mit 34 Millionen berechnet. Macht zusammen die knapp 140 Millionen Euro, die im April zuerst im Kreistag und danach im Ludwigsburger Gemeinderat kommuniziert wurden.
In einem Gespräch mit unserer Zeitung hat der Geschäftsführer des Zweckverbands Stadtbahn, Michael Ilk, vor wenigen Tagen dann plötzlich von 180 Millionen Euro gesprochen. Das ist nicht nur dem Verein der Ludwigsburger Innenstadthändler (Luis) aufgefallen. Luis hat erst vor Kurzem das Stadtbahn-Projekt deutlich kritisiert.
Verwunderung über Kosten für Stadtbahn
Am Mittwoch hat der Verein in einem weiteren Schreiben nachgelegt. Grundlage dafür sind unter anderem die beiden verschiedenen Zahlen bei den Kosten. Die Innenstadthändler kritisieren, dass Ilk keine Erläuterung dazu gegeben habe, wie es zu „dieser Kostensteigerung“ komme. „Bei solchen Summen für eine Reaktivierung stellt sich auch die Frage, wo wir erst liegen, wenn wir von einem in den Planungen angedachten Neubau durch die Friedrichstraße sprechen und ob diese Trassenplanung überhaupt noch Sinn machen kann, gerade da dort weniger Fördergelder fließen“, sagt der Citymanager Markus Fischer von Luis.
Stadtbahn-Chef Ilk erklärt am Mittwoch gegenüber unserer Zeitung, wie es zu diesen beiden recht unterschiedlichen Zahlen kommt. Die 140 Millionen Euro beziffern lediglich die Baukosten. Dazu kommen noch Planungskosten in Höhe von 25 Prozent der Baukosten. „Das sind weitere 34 Millionen Euro.“ Am Ende landet man so bei einer Summe von etwas mehr als 170 Millionen Euro – großzügig aufgerundet bei 180 Millionen Euro.
„Die Zahlen werden laufend fortgeschrieben, aktuell basieren sie auf der Vorplanung für die Strecke“, sagt Ilk. Mit dem nächsten Schritt, der Entwurfsplanung, würde noch mehr Klarheit in die Sache kommen, so Ilk weiter.
Für die Innenstadthändler zu viel Geld
Luis ist das jetzt schon viel zu viel Geld. Bereits im laufenden Jahr würden 2,1 Millionen Euro aus der Ludwigsburger Stadtkasse in den Zweckverband fließen. „Das sind erhebliche Mittel, die aus kommunalen Haushalten stammen, während in den Gemeinderäten bei allen Ausgaben in den jeweiligen Aussprachen angesichts der aktuellen Haushaltslage verständlicherweise um jeden Euro leidenschaftlich diskutiert wird“, kritisiert Fischer. Luis ist überzeugt, dass die „richtigen Entscheidungen“ getroffen werden, wenn es eine wirkliche Transparenz über die Kosten gebe und die offenen Fragen beantwortet würden.
Derer hat der Verein, der 398 Mitglieder aus Handel, Dienstleistung und Gastronomie vertritt, noch viele. Zum Beispiel zur Finanzierung eines Betriebshofs oder zu den dauerhaften Betriebskosten für die Stadtbahn. Auch zu den Kosten für die Anschaffung der Züge oder zu den Auswirkungen auf den Busverkehr, vermisst Fischer bisher Antworten. „Bis heute haben wir auf keinen dieser Punkte eine Antwort erhalten. Gerade deshalb halten wir es für unerlässlich, dass diese Fragen nicht übergangen, sondern transparent und faktenbasiert geklärt werden – bevor weitreichende Entscheidungen getroffen werden.“
Bislang wurde in der Diskussion immer betont, dass der Bau der Stadtbahn zu über 90 Prozent von Bund und Land bezuschusst werde. Bisherigen Berechnungen zufolge kommen an Investitionskosten für den Bau der ersten Trasse auf den Landkreis 12,4 Millionen Euro und die Stadt 6,3 Millionen Euro zu. Die anderen beteiligten Kommunen müssen zwischen 900.000 Euro und 2,2 Millionen Euro beisteuern. Was der laufende Betrieb am Ende Jahr für Jahr kostet, ist dagegen unklar.




