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Gastkolumne Wirtschafts-News
Vorreiterrolle in Gefahr: Regionales Kfz-Gewerbe stellt Forderungen an die Politik

Torsten Treiber.
Torsten Treiber. Foto: privat
Ob E-Auto-Förderung, attraktivere Ausbildung oder Steuersenkungen: Die Politik muss helfen, fordert Torsten Treiber. Denn die Kfz-Industrie gerät immer stärker unter Druck.

Obermeister der Kfz-Innung Region Stuttgart

Die neue Bundesregierung steht in der Pflicht: Sie muss jetzt liefern – und zwar entschlossen, verlässlich und im Sinne des deutschen Mittelstands. Besonders im Kfz-Gewerbe, einer Schlüsselbranche der heimischen Wirtschaft, ist die Verunsicherung groß. Obermeister Torsten Treiber bringt es auf den Punkt: „Unsere Betriebe brauchen endlich Planungssicherheit.“ Gemeint sind stabile und verlässliche Rahmenbedingungen, die Investitionen, Innovation und Beschäftigung fördern – nicht bremsen.

Ein zentrales Thema ist die Steuerpolitik. Die künftige Regierung muss sich klar zur Abschaffung des Solidaritätszuschlags für alle bekennen und die Unternehmenssteuern auf international wettbewerbsfähigem Niveau halten. Denn: Nur wirtschaftlich gesunde Betriebe können investieren – zum Beispiel in neue Technologien und die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften.

Fachkräftesicherung bleibt Schlüsselthema

Treiber fordert zudem eine echte Fachkräfteoffensive. Die Ausbildung im Handwerk müsse attraktiver und besser gefördert werden – auch durch moderne Ausstattung, praxisnahe Bildungspläne und gezielte Unterstützung. Ein weiterer Hebel: Die schnelle und unbürokratische Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse. „Nur wenn wir Menschen aus dem Ausland schnell in die Betriebe bringen, können wir dem Fachkräftemangel wirkungsvoll begegnen – auch mit Quereinsteigern.“

Bürokratieabbau: Es muss endlich spürbar einfacher werden

Der Koalitionsvertrag enthält durchaus hoffnungsvolle Signale – doch der Kfz-Branche reicht das nicht. Treiber fordert spürbare Entlastungen: „Die Abschaffung des nationalen Lieferkettengesetzes ist überfällig.“ Ebenso kritisch sieht er die aktuellen Kennzeichnungspflichten im Pkw-Vertrieb sowie die stetig steigenden Berichtspflichten und die Vielzahl an Betriebsbeauftragten, die gerade kleinere Unternehmen massiv beanspruchen. Es braucht eine echte Initiative zur Vereinfachung – nicht nur neue Ankündigungen.

Elektromobilität: Rückenwind statt Bremsklötze

Auch beim Thema Elektromobilität ist für Treiber klar: „Ohne klare Förderkulisse droht Kunden das Vertrauen zu fehlen.“ Dabei hat sich gerade in diesem Jahr ein positiver Trend abgezeichnet: erschwinglichere Modelle, wachsendes Leasinginteresse, stabiles Grundvertrauen. Doch all das braucht politische Flankierung. Planungssicherheit sei das A und O, damit sich das zarte Wachstum am Markt verstetigt.

Die neue Bundesregierung hat vieles angekündigt: Kaufanreize, Steuervergünstigungen, Sonderabschreibungen, reduzierte Stromkosten, einen flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur. All das unterstützt das Kfz-Gewerbe ausdrücklich. Eine degressive Kaufprämie könnte dabei ein sinnvolles Marktsignal setzen – sofern sie verlässlich und unbürokratisch ausgestaltet wird.

Treiber betont: „Elektromobilität ist mehr als nur das Auto – sie ist ein Gesamtsystem.“ Deshalb seien auch Maßnahmen wie die Deckelung der Netzentgelte und die Förderung von gebrauchten E-Fahrzeugen – etwa durch Ladegutscheine – sinnvoller als fragwürdige Experimente wie das sogenannte Social Leasing. Jetzt müsse gehandelt werden. Denn ohne klares politisches Signal droht eine Schwächung des Vertrauens – und damit auch der wirtschaftlichen Dynamik.

Fazit: Wer Transformation will, muss sie ermöglichen – durch stabile Regeln, weniger Bürokratie und gezielte Investitionen in Ausbildung, Technik und Infrastruktur. Sonst verliert Deutschland seine Vorreiterrolle – und mit ihr eine seiner wichtigsten Wirtschaftsbranchen.