Ludwigsburg. Das Basketball-Spiel war spannend, die Stimmung hitzig, dennoch blieb es beim 76:71-Erfolg der MHP-Riesen Ludwigsburg über Galatasaray Nef Istanbul nach Verlängerung friedlich. Trotzdem gab es über das Randgeschehen beim Champions-League-Spiel großen Unmut. „Wir haben per E-Mail und in Social Media massive Beschwerden erhalten. Die Leute haben kundgetan, dass sie sich in der Halle unwohl gefühlt haben, weil ein sehr großer Teil keine Maske getragen hat“, sagte Riesen-Pressesprecherin Anna Andre gestern auf Anfrage.
Zuvor hatte sich der Basketball-Bundesligist in einer Stellungnahme für die Zustände in der Halle entschuldigt. „Wir haben vollstes Verständnis für Ihren Unmut. Insbesondere auch deshalb, weil wir bestrebt sind, für alle Zuschauer und Fans, aber auch für das Team vor Ort die größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten“, hieß es darin.
Räumung von Blöcken in Überlegung
Besonders großflächig wurde Maskenpflicht im Fanblock der Gäste-Anhänger missachtet. Das ist auf Fotos deutlich zu erkennen. Nach Schätzung der Riesen waren unter den 2700 Zuschauern 800 bis 900 Gala-Fans. In der ganzen Halle sollen Fans stellenweise auf Masken verzichtet haben. „Das ist in keinster Weise zu akzeptieren“, sagte der 1. Vorsitzende der MHP-Riesen, Alexander Reil, im Gespräch mit unserer Zeitung. Er selbst habe mehrfach Fans angesprochen und aufgefordert, die Maske aufzusetzen.
Mehr als der Appell zur Einhaltung der Regeln war laut Reil aber nicht machbar. Wie der Riesen-Chef schildert, habe man gemeinsam mit der Polizei konkret darüber nachgedacht, alle Maskenverweigerer aus der Halle zu werfen. So hätten aber ganze Blöcke geräumt werden müssen. Das war den Verantwortlichen und den 49anwesenden Polizisten zu riskant. „Es war unbefriedigend, aber wir mussten eine Entscheidung treffen. Wir wollten so ein womöglich noch größeres Risiko und eine Eskalation vermeiden.“
Reil zeigte sich dennoch optimistisch, solche Szenen nicht so schell wieder zu sehen. Bereits heute, wenn um 20 Uhr das israelische Team Hapoel Holon zu Gast ist, soll es wieder disziplinierter ablaufen: „Wir haben immer darauf geachtet, die Regeln einzuhalten und ich denke nicht, dass wir so eine Konstellation wie gestern Abend so schnell wieder bekommen werden.“
Ein weiterer Aufreger des Abends war eine Szene in der Halbzeitpause. Ein Zuschauer auf der Haupttribüne provozierte dabei in einem Fenerbahçe Istanbul-Trikot die Gäste-Anhänger. „Gala“ und „Fener“ sind sich in tiefer Abneigung verbunden, etwa so wie der VfB Stuttgart und der Karlsruher SC.
Provokateur mit Fener-Trikot
Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten, einige Galatasaray-Fans stürmten in Richtung des Provokateurs, ein besonders aufgebrachter Anhänger warf in seiner Rage laut Polizei gar einen Plastikmülleimer. „Verletzt wurde niemand. Da sich der Aggressor nach der polizeilichen Intervention ordentlich verhalten hat, gab es keinen Anlass, ihn aus der Halle zu werfen“, teilte der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg mit. Auf eine Anzeige verzichtete der Fener-Fan, weshalb der Ausraster für den aggressiven Fan wohl folgenlos bleiben wird.
Insgesamt trüben die beiden Vorfälle das Bild eines eigentlich stimmungsvollen Abends. „Die Fans waren ansonsten friedlich. Sie haben gefeiert und sich absolut sportlich fair verhalten. Der einzige Knackpunkt war, dass sie sich nicht an das Hygienekonzept gehalten haben“, sagte Riesen-Sprecherin Andre.
Bereits heute geht es für die Riesen in der Champions League weiter. Mit einem Erfolg könnten die Ludwigsburger bereits am vorletzten Spieltag den Einzug ins Viertelfinale perfekt machen. Im Hinspiel hatten die Riesen gegen Hapoel Holon allerdings große Probleme und unterlagen mit 51:69.