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Mitgliederversammlung
Abstimmung über Zukunft des VfB

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Kaum aufgestiegen ist das obere Tabellendrittel anvisiert: Für VfB-Präsident Wolfgang Dietrich ist die Ausgliederung alternativlos.Foto: bm
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Bundesliga-Club lässt Mitglieder morgen über Ausgliederung der Profi-Fußballabteilung entscheiden – Umstrittenes Projekt

Ludwigsburg. Stuttgart. Mit dem Rückenwind des Aufstiegs und der Meisterschaft in der 2. Fußball-Bundesliga geht der VfB Stuttgart in die außerordentliche Mitgliederversammlung. Am Donnerstag (18.30 Uhr) sollen die Mitglieder in der Mercedes-Benz-Arena über eine Ausgliederung der Profi-Fußballabteilung abstimmen. Schon vor einem Jahr hätte unter Präsident Bernd Wahler abgestimmt werden sollen. Umfangreiche Diskussionen gingen voraus. Dann kam der Abstieg in die Quere. Nun unternimmt Wolfgang Dietrich einen neuen Versuch. Fragen und Antworten zum Thema.

Was passiert bei einer Ausgliederung der Profi-Fußballabteilung?

Derzeit ist der VfB Stuttgart als eingetragener Verein organisiert. Bei einer Ausgliederung der Profi-Fußballabteilung würden die Bundesligamannschaft, das Regionalligateam, die A-Junioren und die B-Junioren in eine Aktiengesellschaft übergehen, ebenso die bestehenden Gesellschaften des Vereins, wie die VfB Stuttgart Stadion GmBH. Der Verein würde mindestens 75,1 Prozent der AG-Anteile behalten und den Rest verkaufen. Die Mitglieder müssten einer Ausgliederung mit einer Dreiviertel-Mehrheit zustimmen.

Wer hat nach einer Ausgliederung im Profibereich des Vereins das Sagen?

Die Besitzer der Anteile wären als „strategische Partner“ in der Hauptversammlung vertreten. Die Vereinsseite ist durch den Präsidenten vertreten. Die Hauptversammlung wählt einen AG-Aufsichtsrat, in dem auch zwei Vereinsvertreter sitzen sollen. Der Aufsichtsrat bestimmt dann die Vorstände der AG, die wie bisher für das operative Geschäft zuständig sind. Die Mitglieder des VfB hätten nur noch die Möglichkeit Einfluss auf die Wahl des Präsidenten und des Vereinsbeirates des e. V. zu nehmen.

Was verspricht sich der Verein von einer Ausgliederung?

Wie fast immer im Profi-Fußball geht es vor allem ums Geld. Binnen vier Jahren will Präsident Wolfgang Dietrich den VfB im oberen Drittel der Bundesliga-Tabelle sehen. Zudem sollen in neue Trainingsplätze und in das erst 2014 eröffnete Nachwuchsleistungszentrum investiert werden. „Um das zu erreichen, brauchen wir auf Sicht von vier Jahren insgesamt um die 250 Millionen Euro frisches Geld“, sagte Dietrich dem Kicker. 100 Millionen Euro sollen durch den Verkauf von 24,9 Prozent der Anteile eingenommen werden. Davon hat der Autobauer Daimler bereits 41,5 Millionen Euro für 11,75 Prozent der Anteile zugesagt. 95 Millionen Euro erwartet Dietrich durch Zusatzeinnahmen im Jugendsponsoring und durch TV-Gelder, weitere 50 Millionen Euro sollen von Sponsoren kommen, die bei sportlichen Erfolgen zukünftig mehr bezahlen sollen.

Wie ist die Stimmung bei den Mitgliedern?

Die Meinungen unter den rund 50 000 Mitgliedern sind unterschiedlich. Es gibt viele Befürworter, Gegner und Unentschlossene. Wie groß die jeweilige Gruppe ist, lässt sich schwer schätzen. Der VfB hofft auf 11 000 Teilnehmer bei der Mitgliederversammlung. Die Gegner der Ausgliederung haben sich bis zum feststehenden Aufstieg mit Meinungsmache zurückgehalten. Angeführt werden die Kritiker von den Ultras.

Wie argumentieren die Kritiker?

Es gibt mehrere Ansätze. In einer Stellungnahme der Ultras des Commando Cannstatt werden die meisten begründet. Zentrale Forderung ist, die Alternativen ernsthaft zu prüfen. Viele Fans stört die Art und Weise des Wahlkampfes – vor allem, dass kaum über Alternativen gesprochen wird. „Die VfB-AG ist keineswegs der logische Schluss, dass es immer weniger eingetragene Vereine im deutschen Profi-Fußball gibt“, heißt es. Auch eine GmBH & Co. KGaA sei denkbar. So könne Kapital und Stimmrecht getrennt werden.

Zudem glauben die Ultras nicht, dass die Formel Ausgliederung = Geld = Erfolg aufgeht. Jede Investition in einen Spieler müsste als Spekulation bezeichnet werden, heißt es. „Umso irritierender ist es, dass sich der Vorstand einer öffentlichen Darlegung von Chancen und Risiken verschließt.“ Auch der schwindende Einfluss der Mitglieder wird kritisiert.

Wie ist die Lage bei anderen Clubs?

Neben dem VfB sind in der Bundesliga Schalke 04, Mainz 05, SC Freiburg und RB Leipzig eingetragene Vereine. Während Mainz seine Vermarktungsrechte verkaufte, setzt der SC Freiburg bewusst auf den Transfererlös seiner Talente. Schalke baut auf eine Anleihenfinanzierung und teils moralisch fragwürdige Sponsoren wie den Russischen Gasanbieter Gazprom. Leipzig ist wegen der geringen Mitgliederzahl und dem Engagement von Red Bull kein Maßstab. Die restlichen Teams treten als GmBHs und GmBH & Co. KGaAs an, der Hamburger SV, Bayern München und Eintracht Frankfurt als AG.

Wie will der VfB 11 000 Mitglieder zur Versammlung bewegen?

Der VfB lockt die Mitglieder nicht nur mit gratis VVS-Tickets, einem Freiessen und Freigetränk, sondern auch mit kostenlosen Trikots. Dass die Trikots an Teilnehmer verschenkt werden, löste Irritationen bei den Fans aus. Die Fanvertreter des VfB-Fanausschusses haben deshalb beschlossen, am Donnerstag Spendenstellen einzurichten. Unter dem Motto „VfB-Trikots, die glücklich machen“, sollen die gespendeten T-Shirts an soziale Einrichtungen in der Region übergeben werden.