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Rassismus-Vorfall in der Bezirksliga?

Aldingens Hadedeji Prince Mayungbe (links) am Sonntag in Bietigheim im Gespräch mit seinem Trainer Tobias Büttner.Foto: Baumann
Aldingens Hadedeji Prince Mayungbe (links) am Sonntag in Bietigheim im Gespräch mit seinem Trainer Tobias Büttner. Foto: Baumann
Ein mutmaßlich rassistischer Vorfall überschattet ein hitziges Bezirksligaspiel. Die Trainer der beteiligten Mannschaften Croatia Bietigheim und TV Aldingen sind sich uneinig, was tatsächlich geschehen ist.

Ludwigsburg. Im Fußball-Bezirksligaspiel zwischen Croatia Bietigheim und dem TV Aldingen soll es am Sonntag zu einer rassistischen Beschimpfung eines TVA-Spielers mit nigerianischen Wurzeln gekommen sein. Das teilte der TVA gestern auf seiner Facebookseite mit. „Leider gab es eine sehr unschöne Szene, in welcher unser Spieler Prince Mayungbe von einem Croatia-Spieler wegen seiner Hautfarbe massiv diskriminiert wurde“, heißt es dort.

„Das Spiel war unterbrochen. Er kam zu mir und hatte Tränen in den Augen“, berichtet TVA-Trainer Tobias Büttner auf Nachfrage unserer Zeitung. „Er muss wohl rassistisch beleidigt worden sein“, so Büttner, der die Szene selbst nicht mitbekommen habe. Sein Gegenüber, Croatia-Trainer Mihael Zorko, wehrt sich gegen die Vorwürfe gegen einen seiner Spieler: „Dass etwas Rassistisches gesagt wurde, habe ich nicht mitbekommen. Das kann ich mir auch nicht vorstellen“.

Einigkeit bei beiden Trainern herrscht indes lediglich bei der Beurteilung des Fußballspiels, das Croatia am Ende mit 3:1 gewann. Das Spiel soll laut der Aussagen beider Trainer sehr hitzig gewesen sein. Der Schiedsrichter habe zudem große Probleme gehabt, die Partie unter Kontrolle zu bekommen. „Aldingen hat sehr hart gespielt, in jedem Zweikampf nachgetreten und nachgeschlagen“, so Zorko. Laut Büttner sei das jedoch von beiden Seiten ausgegangen. „Es gab nach fünf Minuten erste Tätlichkeiten auf dem Platz. Ich will nicht sagen, dass das nur von Croatia ausging. Meine Spieler sind auch ordentlich zur Sache gegangen“, so der TVA-Coach.

Laut Büttner sei es vor der entscheidenden Szene zwischen Mayungbe und dem Croatia-Spieler zu einer Rudelbildung gekommen, in der der Ausdruck „scheiß Nigger“ gefallen sein soll. „Wenn ein gestandener Mann Tränen in den Augen hat, glaube ich nicht, dass da eine Erfindung dabei ist“, so Büttner, der die Szene daraufhin dem Schiedsrichter geschildert habe. „Er selbst hat es nicht gesehen. Wir haben nun einen Sonderbericht an den Verband gesendet“, berichtet Büttner.

Spiel unmittelbar vor dem Abbruch

In Folge der Beleidigung sei Mayungbe ausgerastet. „Ich bin auch ehrlich genug, um zu sagen, dass er dann gespuckt hat. Das war aber deutlich nach der Beleidigung. Ich will das auch nicht rechtfertigen. Er macht es nicht ohne Grund, auch wenn ich es nicht gutheißen kann“, sagt Büttner. „Der Spieler, der beleidigt worden sein soll, wollte auch auf mich los. Der ist nicht so unschuldig, wie er tut“, sagt indes Zorko über TVA-Spieler Mayungbe. „Seit er reingekommen ist, hat er gefoult, vor meinen Augen eine Tätlichkeit gemacht“, sagt der Croatia-Trainer, der seinen Spieler, der Mayungbe beleidigt haben soll, in Schutz nimmt: „Er ist ja selbst Ausländer, ich kann mir das nicht vorstellen“, sagt Zorko über die mögliche rassistische Beleidigung. Ende der Woche wolle man sich mit dem Spieler zusammensetzen und die Situation besprechen. Dennoch hebt Zorko hervor: „Bei uns sind selbst fast alle Spieler Ausländer. Alle lieben unseren Torhüter Bakary Manneh“, sagt Zorko über einen dunkelhäutigen Spieler mit gambischen Wurzeln in den Reihen von Croatia. „Bei uns gibt es definitiv keinen Rassisten.“

TVA-Coach Büttner stellt sich derweil noch immer die Frage, ob er mit seiner Mannschaft das Spielfeld einfach hätte verlassen sollen. „Unsere Zuschauer waren der Meinung, das Spiel hätte abgebrochen werden sollen“, sagt er, merkt aber auch an: „In der aufgeheizten Stimmung weiß ich aber nicht, ob das die richtige Lösung gewesen wäre.“