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Bietigheims Kim Naidzinavicius und Julia Behnke sind aus der Nationalmannschaft zurückgetreten. Doch warum?

Bild aus der Vergangenheit: Bundestrainer Henk Groener und Kim Naidzinavicius bei einem Länderspiel im September 2019.Archivfoto: Eibner
Bild aus der Vergangenheit: Bundestrainer Henk Groener und Kim Naidzinavicius bei einem Länderspiel im September 2019. Foto: Eibner
Bietigheims Kim Naidzinavicius und Julia Behnke sind Anfang der Woche aus der Handball-Nationalmannschaft zurückgetreten. Doch was sind die Gründe für das Aus der Führungsspielerinnen?

Bietigheim-Bissingen. Die Bombe platzte am Montag um 16 Uhr. Doch auch vier Tage nach dem Nationalmannschaft-Rücktritt von Handballerin Kim Naidzinavicius liegen die Gründe für diesen Schritt noch nicht offen auf dem Tisch. Was steckt hinter ihrer Instagram-Erklärung „Leider musste ich in den letzten Jahren erkennen, dass ich mich mit der eingeschlagenen Philosophie und Strategie nicht zu 100Prozent identifizieren kann und die angestrebten Ziele und Wege nicht mit meinen übereinstimmen“?

Nähere Auskünfte lehnt die Bietigheimer Handballerin ab. „Sie steht für Interviews derzeit nicht zur Verfügung“, teilte SG-BBM-Pressesprecher Bastian Dörr auf Anfrage unserer Zeitung mit. Die Spurensuche führt daher über die Zentrale des Deutschen Handballbundes (DHB) in Dortmund und in die Niederlande, die Heimat des Bundestrainers Henk Groener. Der hatte nach der enttäuschenden Europameisterschaft im Dezember 2020 in Dänemark den Dialog mit jeder Spielerin gesucht.

„Bei den Gesprächen ging es neben der Analyse der Endrunde um den weiteren Weg der DHB-Auswahl und die künftigen Ziele“, berichtet der aus Ludwigsburg stammende DHB-Sportvorstand Axel Kromer. Groeners Pläne teilten nicht alle. „Der Bundestrainer war sich mit Kim Naidzinavicius und der ebenfalls zurückgetretenen Julia Behnke einig, dass eine weitere Zusammenarbeit nicht möglich ist.“

Als Naidzinavicius nach längerer Verletzungspause 2018 zur Kapitänin des Nationalteams ernannt wurde, hörte sich das von ihr noch anders an: „Die ersten Monate unter Henk haben die Mädels tolle Leistungen gezeigt und sich sehr gut entwickelt. Diese Entwicklung wollen wir fortführen. Ich freue mich darauf, diesen Weg in meiner neuen Rolle mitzugestalten.“

Naidzinavicius will sich vorerst nicht äußern

Die beiden letzten Turniere endeten aber mit Enttäuschungen und vermutlich kühlte dabei auch das Verhältnis zwischen Groener und Naidzinavcius ab. Bei der WM 2019 landete die deutsche Auswahl auf dem enttäuschenden achten Platz, verpasste so die Olympia-Qualifikation.

Vor zwei Monaten stand bei der Europameisterschaft in Dänemark die Tür zum Halbfinale trotz durchwachsener Leistungen weit offen, doch am Ende wurde Deutschland nur Siebter. Das Fachblatt Handballwoche monierte die Ideenlosigkeit im deutschen Angriff und verpasste Kim Naidzinavicius mit 4- die schlechteste Note aller deutschen Spielerinnen. Auslöser für den Rücktritt der 29-Jährigen könnte vor allem die 20:23-Niederlage gegen Kroatien gewesen sein. In den letzten 20Minuten der für den Halbfinaleinzug entscheidenden Partie verzichtete der Bundestrainer auf die Bietigheimerin, die als sein verlängerter Arm auf dem Feld und Abwehrchefin fungieren sollte.

Wann genau sie sich zum Rücktritt entschloss, weiß nur Kim Naidzinavicius. Es sieht aber so aus, als wäre damit eine Last von ihr genommen. In den letzten vier Spielen für die SG BBM wirkte sie befreit, zeigte ihre besten Saisonleistungen und erzielte 36 Treffer. Bietigheims Trainer Markus Gaugisch zur Entwicklung: „Sie hat diese Entscheidung für sich gefällt und scheinbar damit ein Stück Leichtigkeit zurückgewonnen.“