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Corona
Warum eine hohe Bettenauslastung in den Intensivstationen problematisch werden kann

Ein Beatmungsgerät auf der Ludwigsburger Intensivstation. Auch dort liegen wieder mehr Covid-Patienten. Archivfoto: privat
Ein Beatmungsgerät auf der Ludwigsburger Intensivstation. Auch dort liegen wieder mehr Covid-Patienten. Foto: privat

Ludwigsburg. Kliniken-Chef Jörg Martin fand diese Woche deutliche Worte und betonte, dass wir einen harten Lockdown bräuchten.

Zwar sind in den RKH-Kliniken noch ausreichend Betten sowohl auf den Covid-Normalstationen als auch auf den Intensivstationen frei – in Ludwigsburg etwa sind derzeit 44 Intensivbetten belegt, davon zwölf mit Coronapatienten. Aber: Eine hohe Auslastung der Intensivbetten ist im größten RKH-Krankenhaus Standard, die mögliche Kapazitätsgrenze von 56 Intensivbetten nur durch den Abzug von Personal aus dem OP erreichbar. Warum kann eine hohe Bettenauslastung also zum Problem werden? Folgende Punkte spielen hierbei eine Rolle.

Warum kann man die Zahl der Intensivbetten nicht einfach hochfahren?

Betten und Beatmungsgeräte hätten die RKH-Kliniken genügend. Aber: Intensivmedizin und -pflege bedürfen spezialisierter Kenntnisse. Für eine schnelle Erhöhung der Kapazitäten fehlt es in so gut wie allen deutschen Krankenhäusern an Personal mit der nötigen Ausbildung. Schon die Ausschöpfung der für den Notfall ausgewiesenen Obergrenzen wäre für die RKH nur zu stemmen, wenn Personal aus den OP-Sälen abgezogen würde. Dafür müssten also erneut aufschiebbare Operationen abgesagt werden.

Warum droht bei steigenden Zahlen von Covid-Patienten eine Überlastung der Intensivstationen?

Schon in normalen Zeiten sind die Intensivstationen der RKH gut ausgelastet. Da die Bettenzahl nur bedingt erhöht werden kann, wäre bei steigenden Patientenzahlen irgendwann die Grenze erreicht, an der so viele Covid-Patienten intensiv betreut werden müssten, dass es keine Betten für akute Notfälle mehr gäbe. Das beträfe dann neben neuen Corona-Patienten auch Unfallopfer oder Patienten nach schweren Operationen, mit Herzinfarkt und Schlaganfall. Die Krankenhäuser versuchen, einer solchen Überbelegung durch die abgestimmte Verlegung von Covid-Patienten zu vermeiden. Diese landesweite Abstimmung steuert der Ludwigsburger Intensiv-Chef Götz Geldner.

Warum ist ausgerechnet Corona eine solche Belastung für die Intensivstationen?

Es gibt nicht nur viele schwere Coronafälle. Sie treffen meist erst einige Wochen nach dem Hochlaufen der Infektionszahlen in den Stationen ein. Eine zunehmende Auslastung in absehbarer Zeit muss daher schon jetzt als gewiss gelten. Die Coronapatienten, die invasiv beatmet werden, müssen zudem meist auch mehrere Wochen lang so behandelt werden. Ein Corona-Intensivpatient belegt sein Bett daher sehr viel länger als „normale“ Intensivpatienten. Es gibt also weniger frei werdende Betten für mehr neu hinzukommende Patienten.