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IHK-Hauptgeschäftsführerin auf der News Couch
Susanne Herre im LKZ-Podcast: „Bürokratie setzt die Unternehmen immer mehr unter Druck“

Ulrike Trampus und Stephan Wolf begrüßen auf der News Couch den Spielerberater Christoph Schickhardt.
Ulrike Trampus und Stephan Wolf begrüßen auf der News Couch den Spielerberater Christoph Schickhardt. Foto: privat
„Die Unternehmen fordern von nächsten Bundesregierung ein starkes Wirtschaftsprogramm“. Dies ist die zentrale Botschaft von Susanne Herre von der IHK Stuttgart.

Ludwigsburg. Die wirtschaftliche Lage in Baden-Württemberg ist stabil, doch Herausforderungen wie der Strukturwandel, Fachkräftemangel und überbordende Bürokratie setzen Unternehmen zunehmend unter Druck. In der aktuellen Folge des Podcasts „News Couch“ sprachen Ulrike Trampus und Stephan Wolf von der LKZ-Chefredaktion mit Dr. Susanne Herre, Hauptgeschäftsführerin der IHK Region Stuttgart, über die wirtschaftliche Entwicklung der Region und notwendige Weichenstellungen für die Zukunft.

Podcasts

Gute Chancen trotz steigender Arbeitslosenquote

Die Arbeitslosenquote in der Region Stuttgart ist mit 5,5 Prozent so hoch wie seit langem nicht mehr. Dennoch sieht Herre weiterhin gute Chancen für Jobsuchende, da der Fachkräftemangel trotz wirtschaftlicher Schwäche bestehen bleibt. Auch auf dem Ausbildungsmarkt kämpfen Unternehmen, freie Stellen zu besetzen. „Fast die Hälfte der Betriebe sucht händeringend nach Auszubildenden“, betont Herre. Sie fordert eine stärkere Berufsorientierung in Schulen, um die duale Ausbildung als attraktive Alternative zum Studium hervorzuheben.

Strukturwandel in der Automobilindustrie

Der Wandel in der Automobilbranche bleibt eine der größten Herausforderungen der Region. Herre sieht darin eine Chance: „Die Innovationskraft der Unternehmen ist entscheidend. Wir müssen den Technologietransfer zwischen Wirtschaft und Forschung stärken.“ Neben alternativen Antriebstechnologien könnten auch neue Branchen wie die Luft- und Raumfahrt Perspektiven bieten. Dennoch rät sie weiterhin zur Fokussierung auf die Automobilindustrie: „Wir werden immer eine Automotive-Region bleiben.“

Neue Anforderungen in der Arbeitswelt

Die Arbeitswelt hat sich stark verändert: „Früher gab es auf eine Stelle 150 Bewerber, heute ist es oft umgekehrt“, schildert Herre. Arbeitgeber müssen sich um Fachkräfte bemühen und verstärkt auf Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeitmodelle und Homeoffice setzen.

Die Hauptsgeschäftsführerin der IHK Region Stuttgart, Susanne Herre, auf der News Couch der LKZ.
Die Hauptsgeschäftsführerin der IHK Region Stuttgart, Susanne Herre, auf der News Couch der LKZ.

Auch die Führungskultur wandelt sich: „Hierarchische Strukturen weichen mehr Teamorientierung und Vertrauen.“ Frauen in Führungspositionen seien weiterhin unterrepräsentiert, aber gemischte Teams seien der Schlüssel zu mehr Erfolg.

Bürokratieabbau gefordert

Ein wiederkehrendes Thema ist die zunehmende Bürokratie. „Seit Jahrzehnten fordern wir Vereinfachungen, aber stattdessen wird es immer mehr“, kritisiert Herre. Sie sieht darin ein Hemmnis für Unternehmen und fordert von der neuen Bundesregierung ein klares Wirtschaftsprogramm mit Investitionen in Infrastruktur, erneuerbare Energien, Glasfaser und Bildung.

Globale Herausforderungen und die Rolle der EU

Auch internationale Entwicklungen bereiten Sorgen. Protektionismus, Handelszölle und geopolitische Unsicherheiten erfordern eine geschlossene europäische Strategie. „Einzelne Staaten können gegenüber Wirtschaftsmächten wie den USA nicht bestehen. Die EU muss als starker Akteur auftreten“, so Herre.

Demokratische Werte als Fundament des Wohlstands

Zum Abschluss betont Herre die Bedeutung demokratischer Werte für den wirtschaftlichen Erfolg: „Wir dürfen nicht müde werden, für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit einzustehen.“ Unternehmen und Einzelpersonen seien gefragt, sich aktiv zu positionieren, um populistischen Strömungen entgegenzuwirken.

Drei Wünsche für die Zukunft

Auf die Frage nach ihren persönlichen Wünschen antwortet Herre pragmatisch: „Ein starkes Wirtschaftsprogramm der neuen Bundesregierung, mehr gesellschaftliches Engagement für demokratische Werte und ein kleines, schickes Elektroauto aus deutscher Produktion.“

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