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Podcast der LKZ-Chefredaktion
Marktforscher Gerhard Beck auf der LKZ-News Couch: „Alles nur gefühlt teurer?“

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Die Preise steigen, die Inflationsrate schwankt und Verbraucher spüren die Auswirkungen im Alltag. Doch ist wirklich alles so teuer geworden, wie es scheint?

Ludwigsburg. Diese Frage diskutierten Ulrike Trampus und Stephan Wolf aus der LKZ-Chefredaktion mit Gerhard Beck, Geschäftsleiter der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA), in der vierten Folge des Podcasts „News Couch“.

Auf der News Couch: Gerhard Beck im Gespräch mit Ulrike Trampus und Stephan Wolf.
Auf der News Couch: Gerhard Beck im Gespräch mit Ulrike Trampus und Stephan Wolf. Foto: Selina Karle

Die Inflationsrate lag 2024 in Deutschland bei vergleichsweise moderaten 2,6 Prozent. In den Jahren 2022 und 2023 waren die Werte deutlich höher, was die Wahrnehmung vieler Verbraucher prägte. „Die EZB strebt langfristig eine Rate von etwa zwei Prozent an, um eine gesunde wirtschaftliche Entwicklung zu gewährleisten“, erklärt Beck. Die steigenden Preise von Alltagsgütern wie Butter oder Benzin können zu einem verzerrten Bild führen: „Wir erleben oft eine gefühlte Inflation, die nicht mit der tatsächlichen Preisentwicklung übereinstimmt.“

Wie sich das Einkaufsverhalten verändert

Viele Verbraucher haben ihr Kaufverhalten angepasst, indem sie verstärkt auf Discounter setzen. Beck selbst sieht keine große Umstellung in seinem Einkaufsverhalten: „Supermärkte und Discounter haben sich angenähert. Hochwertige Produkte gibt es heute auch beim Discounter.“ Dadurch sei die frühere Unterscheidung zwischen günstig und hochwertig immer weniger ausgeprägt.

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Mieten steigen weiter

Eine der wenigen Preisentwicklungen, die nur eine Richtung kennt, ist der Wohnungsmarkt. „Die Mieten sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Besonders in Ballungsräumen wie Ludwigsburg bleibt Wohnraum teuer“, so Beck. Zwar sei die Preisexplosion in Metropolen wie Stuttgart oder München leicht abgeflacht, doch Wohneigentum sei für Normalverdiener oft unerschwinglich.

Wo lebt es sich günstiger?

Bei Lebensmitteln gibt es kaum Unterschiede zwischen Stadt und Land. Doch bei den Mieten bleibt die Diskrepanz groß. „Allerdings holen kleinere Städte auf, besonders wenn die Infrastruktur stimmt“, erläutert Beck. Der frühere Zuzugstrend in die Großstädte scheint sich abzuschwächen.

Onlinehandel als Herausforderung für den Einzelhandel

Der stationäre Einzelhandel steht vor großen Herausforderungen: Inflation, verändertes Einkaufsverhalten und vor allem der Onlinehandel. „Die jüngeren Generationen sind anders sozialisiert und nutzen vorrangig Online-Angebote. Der Einzelhandel hat hierauf bislang keine zufriedenstellende Antwort gefunden“, betont Beck. Besonders Billiganbieter aus China wie Temu sorgen für ungleiche Wettbewerbsbedingungen. Eine Regulierung auf europäischer Ebene könnte hier für mehr Fairness sorgen.

Sparen lohnt sich kaum

Ein weiteres Problem ist die Zinsentwicklung: „Wenn man ein Prozent Zinsen auf dem Sparbuch bekommt, aber die Inflation bei 2,6 Prozent liegt, verliert das Geld real an Wert“, so Beck. Das macht klassische Sparstrategien zunehmend unattraktiv. Stattdessen sei es sinnvoller, sich über langfristige Finanzstrategien Gedanken zu machen.

Urlaub bleibt wichtig

Am Urlaub wird aber nicht gespart: „Die Menschen verzichten eher auf Luxusartikel des Alltags, aber nicht auf die schönsten Wochen des Jahres.“ Statistiken zeigen, dass Reiseausgaben trotz steigender Lebenshaltungskosten konstant bleiben.

Wie geht es weiter?

Die Preissteigerungen werden sich in einigen Bereichen fortsetzen. „Benzin wird aufgrund der CO2-Bepreisung teurer, und auch Immobilienpreise in Ludwigsburg werden weiter steigen“, prognostiziert Beck. Beim Thema Lebensmittel sei die Lage jedoch nicht dramatisch: „Im europäischen Vergleich haben wir in Deutschland immer noch sehr niedrige Preise.“

Zum Schluss gibt Beck einen praktischen Tipp: „Nicht jeder vermeintliche Spartrick lohnt sich. Wer nur kauft, was er wirklich braucht, spart oft mehr, als wenn er Schnäppchen jagt.“

Info:Zu hören ist der Podcast auf Spotify, Amazon Music und Apple Podcast. Oder direkt in der LKZ E-Paper-App und über www.lkz.de/podcast.html

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