Ludwigsburg. Seit dem 1. Mai steht Andreas Bareiß an der Spitze der renommierten Filmakademie Baden-Württemberg. Für ihn ist es eine Rückkehr an einen vertrauten Ort: Bareiß wurde in Ludwigsburg geboren, studierte selbst an der Akademie und unterrichtet dort seit 2018. Die Stadt beschreibt er auf der News Couch, dem LKZ-Podcast, liebevoll als „riesengroßen Märchengarten“.
Wandel als Konstante
Bareiß hat in seiner Karriere viele Facetten der Filmwelt erlebt – von der Produktion über den Vertrieb bis zur Medienrechtskanzlei. Besonders geprägt hat ihn die Erfahrung, dass Wandel in der Branche unvermeidlich ist. „Veränderung ist nichts, wovor man Angst haben muss“, sagt er im Gespräch mit Ulrike Trampus und Stephan Wolf aus der LKZ-Chefredaktion.
Ludwigsburg mag geografisch abseits der großen Medienzentren liegen – für Bareiß ist das ein Vorteil. „Hier gibt es weniger Ablenkung, der Campusalltag ist intensiv. Das schweißt zusammen“, so der Geschäftsführer. Diese besondere Atmosphäre mache die Akademie auch international attraktiv.
KI als Chance und Herausforderung
Eines seiner ersten Projekte: die Einrichtung einer Beauftragten für Künstliche Intelligenz. KI könne Budgets und Produktionszeiten verkürzen und neue Formate ermöglichen, bedeute für manche Berufsbilder aber auch Umbruch. Wichtig sei, die Technik bewusst und künstlerisch zielgerichtet einzusetzen.
Zwei Nominierungen – ein Alleinstellungsmerkmal
Die renommierte Filmakademie Baden-Württemberg hat Grund zur Freude: Mit Asperos Song von Tobias Eckerlin und The Undying Pain of Existence von Oskar Jacobson sind gleich zwei Animationsfilme ihrer Studierenden für den Nachwuchs-Oscar nominiert.
„Das ist eine außergewöhnliche Situation – keine andere Filmschule weltweit hat dieses Jahr zwei Beiträge im Rennen“, betont Andreas Bareiß. Er sieht für beide große Chancen: „Ich bin da ganz guter Dinge und drücke beiden die Daumen.“
Rückenwind durch höhere Filmförderung?
Neben den Nominierungen blickt die Filmakademie auch auf die politische Bühne. Die Bundesregierung hat angekündigt, die Filmförderung aufzustocken. Bareiß hält das für glaubwürdig: „Deutschland war international nicht mehr wettbewerbsfähig. Mehr Mittel sind dringend nötig, damit die Branche überhaupt überlebt.“
Von einer stärkeren Förderung profitiere auch die Filmakademie direkt. „Alles, was gut für die deutsche Film- und Medienwirtschaft ist, ist auch gut für uns. Schließlich bilden wir die Fachkräfte aus, die diese Branche am Leben halten.“
Forderung nach fairen Investitionspflichten
Bareiß begrüßt die geplante Aufstockung als ersten Schritt, hätte sich aber ein automatisches, steuerbasiertes Fördersystem ohne Deckelung gewünscht. Denn internationale Produktionen seien sensibel: „Sobald ein Fördersystem wackelt, wandern sie ab.“ Ein weiterer zentraler Punkt: Streamingdienste sollen verpflichtet werden, in deutsche Produktionen zu investieren. „Es ist nur fair, dass sie nicht nur Gewinne mitnehmen und unsere Fördermittel nutzen, sondern auch zurück in den Markt investieren.“ Frankreich mache es vor: Dort gebe es nicht nur attraktive Anreize, sondern auch eine verbindliche Investitionspflicht – mit spürbar positiven Effekten für die Branche.
Drei Säulen der Ausbildung
Neben Kreativität legt Bareiß Wert auf technologisches Know-how und soziale Kompetenzen. „Erzählen ist ein urmenschliches Bedürfnis – und das wird keine Maschine ersetzen.“
Diversität und Klimaschutz spielen für ihn zentrale Rollen. „Diversify or die“ – ohne vielfältige Perspektiven verliere die Branche den Anschluss an die Gesellschaft. Nachhaltiges Produzieren sei zudem Pflicht für alle Medienschaffenden.
Die Akademie solle auf den Markt vorbereiten, sich aber nicht ihm unterwerfen. Junge Filmschaffende müssten ihre eigene Stimme finden – auch wenn das bedeutet, zunächst unkonventionelle Projekte zu verfolgen.
Bareiß möchte die Filmakademie stärker in Ludwigsburg verankern. Geplant sind offene Veranstaltungen und ein gemeinsames Bürgerfest mit der Akademie für Darstellende Kunst. Ziel: Begegnungen schaffen und Emotionen teilen.
35 Jahre Filmakademie
2026 feiert die Einrichtung Jubiläum. Für Bareiß Anlass, Strukturen zu überprüfen, um die Akademie zukunftssicher aufzustellen – von Internationalisierung bis zu digitalen Strategien.



