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Akademiehof
Stadt prüft nächtliches Aufenthaltsverbot am Akademiehof

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Nach den Exzessen der vergangenen Monate prüft Ludwigsburg jetzt ein Verweilverbot für den Akademiehof. Dies würde bedeuten, dass man sich nachts nicht mehr auf dem Platz aufhalten darf.

Ludwigsburg. Der Akademiehof kommt nicht zur Ruhe. Am vergangenen Wochenende war wieder die Hölle los, und in der Nacht zum Samstag kam es gleich zu mehreren gewalttätigen Auseinandersetzungen. Dabei wurde unter anderem ein Polizist verletzt. Das angrenzende Hotel vermietet aus diesem Grund am Wochenende seine Zimmer nicht mehr. Zu oft hätten sich Gäste und Mitarbeiter über Bedrohungen, Lärm und Belästigungen beklagt, so der Betreiber Harald Kilgus.

„Wir als Stadt sind gemeinsam mit der Polizei ununterbrochen an dem Thema dran“, sagt Oberbürgermeister Matthias Knecht am Montag im Gespräch mit unserer Zeitung. Im Sommer wurde die Arbeitsgruppe „Sicherer Akademiehof“ ins Leben gerufen. „Die kann aber auch nicht in wenigen Tagen lösungsfertige Antworten liefern.“ Hotelier Kilgus wurde am Montag jedenfalls gleich in die Arbeitsgruppe aufgenommen.

Um der Lage Herr zu werden, prüft die Verwaltung momentan ein zeitliches Verweilverbot ab 23 oder 0 Uhr bis morgens. Das würde bedeuten, dass man den Platz nachts zwar noch überqueren, sich dort aber nicht mehr aufhalten darf. Bereits bestellt sind große Flutlichter, die im Falle von Unruhe oder Räumungen angeschaltet werden sollen. Spätestens zum Frühjahr 2022 sollen die Lichter stehen.

Um gegen das Wildpinkeln vorzugehen, sollen zusätzlich alle Ecken ausgeleuchtet werden, sagt Knecht. Weitere Überlegungen sind der Einsatz von Sozialarbeitern, ein Nachtbürgermeister für die Stadt oder mehr Veranstaltungen auf dem Akademiehof. Allerdings würden diese die Ausschreitungen nach Mitternacht wohl kaum verhindern.

Härtere Schritte wie eine Videoüberwachung oder ein generelles Alkoholverbot sieht Ludwigsburgs Oberbürgermeister weiter skeptisch. „Das ist rechtlich hoch komplex und ein schwerer Eingriff in die Freiheitsrechte.“ Als Begründung brauche man dafür eine dauerhafte Gefährdungslage – das gebe die Situation auf dem Akademiehof trotz aller Probleme nicht her. Und den Platz für die Öffentlichkeit ganz zu sperren, kommt für Matthias Knecht nicht infrage. „Das ist mit uns nicht zu machen.“

Der OB will den Akademiehof für die Jugend, für Schüler und Studenten erhalten. Bis 22 Uhr sei die Situation dort auch völlig unproblematisch. Spätestens gegen Mitternacht kippe die Stimmung dann aber oft, teils weil viel Alkohol getrunken wurde, teils weil das Publikum wechsle.

Die Müllberge, die die Stadt dort jedes Wochenende wegräumen muss, sind enorm. Vergangenen Samstag hätten fünf Mitarbeiter der Technischen Dienste mit drei Fahrzeugen ab fünf Uhr morgens mehrere Stunden lang den Platz gereinigt. Von Wodka- und Weinflaschen, aber auch von Erbrochenem und Urin. „Die Mitarbeiter haben zu mir gesagt, dass es so nicht weitergehen kann“, sagt Knecht.

Der Oberbürgermeister sieht hinter den Entwicklungen ein gesamtgesellschaftliches Problem, das nicht nur mit der Coronapandemie zusammenhängt und von dem auch nicht nur Ludwigsburg betroffen sei. Seiner Meinung nach gibt es zu wenig Aufenthaltsräume für Jugendliche. Außerdem fehle manchen jungen Menschen eine klare Werteorientierung. „Das ist ein sehr breites gesellschaftliches Thema.“