Ludwigsburg. Ludwigsburgs Oberbürgermeister Matthias Knecht hat ein bewegtes Jahr hinter sich: Der rigide Sparkurs, das Aus der Stadtbahn und die Verwaltungsreform haben ihn auf Trab gehalten. Auf der News Couch lässt er seine erste Amtszeit Revue passieren und äußert sich ausführlich zu den großen Baustellen der Stadt geäußert. Seit seinem Amtsantritt 2019 sei kaum Zeit zum Durchatmen geblieben: Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Wirtschaftskrise – und nun der umstrittene Beschluss des Gemeinderats, die Planungen für die Stadtbahn nicht weiterzuverfolgen.
Vertrauliche Gespräche über die Stadtbahn
Der OB betonte, dass der Gemeinderatsbeschluss eindeutig sei, die Reaktivierung der Strecke Ludwigsburg–Möglingen–Markgröningen grundsätzlich erhalten zu wollen. Wie es konkret weitergehe, werde derzeit in vertraulichen Gesprächen mit dem Landrat und im Zweckverband geklärt. Trotz des öffentlichen Streits sei das persönliche Verhältnis zum Landrat weiterhin gut.
Kostenexplosion als Kernproblem
Ein zentrales Argument gegen die Stadtbahn sind für Knecht die Finanzen. Die tatsächlichen Kosten für Ludwigsburg seien aus seiner Sicht deutlich höher gewesen als öffentlich oft genannt. Statt fünf oder zehn Millionen Euro hätte die Stadt langfristig mit 40 bis 50 Millionen Euro plus Betriebskosten rechnen müssen. Angedrohte Schadenersatzforderungen wolle er derzeit nicht kommentieren. Die Gespräche liefen unter juristischer Begleitung.
Mobilität ohne Stadtbahn
Ein Aus der Stadtbahn bedeute jedoch keinen Stillstand in der Verkehrspolitik, so Knecht. Die Stadt investiere massiv in alternative Projekte: den neuen Zentralen Omnibusbahnhof, eine zweite Bahnhofsunterführung, den Ausbau des Bahnhofsareals sowie den Radschnellweg. Auch nachhaltige Busantriebe und perspektivisch autonome Shuttle-Systeme sieht der OB als Teil der Mobilitätszukunft.
Sparen, konsolidieren, hoffen
Finanziell steht Ludwigsburg vor großen Herausforderungen. Ab 2028 könnten die Ausgaben die Einnahmen übersteigen. Mit dem Konsolidierungsprogramm „Win LB“ seien bereits Einsparungen von über zwölf Millionen Euro erreicht worden, langfristig sollen es rund 20 Millionen werden. Gleichzeitig sorgen Förderzusagen von Land und Bund – etwa für das Bildungszentrum West – für vorsichtige Hoffnungsschimmer.
Forum, Sicherheit und Verwaltung
Knecht bekräftigte die Bedeutung des Forums am Schlosspark als identitätsstiftendes Gebäude. Eine Sanierung sei alternativlos, auch wenn die Kosten voraussichtlich leicht über 120 Millionen Euro liegen werden. Zudem sprach er über Verbesserungen am Solitudeplatz, möglichen Videoschutz sowie die laufende Verwaltungsreform, die Einsparungen und Stellenabbau mit sich bringt.
Blick nach vorn: Zweite Amtszeit?
Zum Ende des Gesprächs machte Knecht deutlich, dass er 2027 erneut als Oberbürgermeister kandidieren möchte. Die Aufgabe sei für ihn Lebensaufgabe und Traumjob.Eine endgültige Entscheidung sei noch nicht gefallen. Im kommenden Jahr will er mit den Fraktionen ausloten, ob sie ihn unterstützen. Dem will er nicht vorgreifen. Aber Schwerpunkte einer möglichen zweiten Amtszeit sieht er in der Stärkung des Wirtschaftsstandorts, Bildung, Klimaanpassung und bezahlbarem Wohnraum. „Wenn Oberbürgermeister, dann in Ludwigsburg“, sagte Knecht.



